Hauptinhaltsblöcke
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ÖSKO-Tag
Der jüngste ÖSKO-Tag fand im Senatssitzungssaal der Universität Salzburg statt. Im Zentrum stand der Austausch über die sprachpolitischen Konsequenzen von KI an der Schnittstelle von Mehrsprachigkeit und Didaktik. Nach der Eröffnung durch Vertreter:innen des Bildungsministeriums, des Österreichischen Sprachen-Kompetenz-Zentrums und der Universität Salzburg durch Vizerektorin Michaela Rück präsentierte das Ministerium Neuigkeiten aus der Bildungspolitik v.a. hinsichtlich des neuen Deutschfördermodells sowie des Minderheitenschulwesens.
Gastgeberinstitution: Universität Salzburg, Senatssitzungssaal, Kapitelgasse 4-6, 5020 Salzburg
Zeit: 11.12.2025, 11:00 – 16:00
Moderation: Hermine Steinbach-Buchinger
Programm
11:00
Eröffnung (BMB/ÖSZ/Universität Salzburg)
11:10
Neuigkeiten aus dem BMB
Catherine Danielopol-Hofer/Andreas Stockhammer (BMB)
11:30
KI und Minderheitensprachen
Minderheitensprachen auf dem Weg zur KI
Eva Vetter / Stefanie Cajka (Universität Wien)
12:00
Diskussion
12:20
Mehrsprachige KI-Tools
Mehrsprachige KI-gestützte Tools der Europäischen Kommission
Dorothee Sauermost (Europäische Kommission, Vertretung in Österreich)
12:30
Mittagspause
13:15
Neue Entwicklungen im ÖSKO-Netzwerk
Interkultureller Ansatz im neuen HAK-Lehrplan
Michaela Rückl (Universität Salzburg)
13:30
Ressourcenpool
Austausch über Neuigkeiten aus den eigenen Organisationen
14:00
Pause inkl. Ressourcengespräche
14:30
KI und Sprachdidaktik
KI als mehrsprachige Konversationspartnerin im Sprachunterricht
Paulina Wagner (Universität Wien)
14:50
Tischgespräche
Vernetzung und Umsetzungen von Ideen in eigenen Organisationen
15:45
Ausblick auf das nächste Jahr
16:00
Ende der Veranstaltung und
Ausklang beim Sprachentreff der Universität Salzburg (Rudolfskai 18)
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Einen thematischen Schwerpunkt bildete der Beitrag von Eva Vetter und Stefanie Cajka (Universität Wien), die das Potenzial von KI für Minderheitensprachen beleuchteten und aufzeigten, welche Voraussetzungen notwendig sind, um diese Technologien verantwortungsvoll und im Sinne lebendiger Mehrsprachigkeit zu nutzen.
Präsentiert wurden die Ergebnisse des Projektes RISE UP. KI-Technologien besitzen erhebliches Potenzial für die Unterstützung und Förderung „kleiner“ Sprachen, insbesondere im Bereich des Sprachenlernens und der alltäglichen Sprachverwendung. In Kontexten, in denen Lernmaterialien, Gesprächspartnerinnen und sichere Räume für Sprachpraxis fehlen, können personalisierte, interaktive KI-Tools Zugang schaffen, Motivation erhöhen und einen niedrigschwelligen Einstieg in die Sprachverwendung ermöglichen. Erste empirische Ergebnisse aus dem Projekt– etwa Befragungen und Interviews mit Sprecher:innen des Burgenländischkroatischen – bestätigen sowohl die wachsende Erwartungshaltung an digitale Angebote als auch die Hoffnung, dass solche Technologien zur Sichtbarkeit und Lebendigkeit der eigenen Sprache beitragen.
Gleichzeitig bestehen klare Risiken: Sprachliche und kulturelle Verzerrungen, Standardisierungsdruck, ungleiche Repräsentation, ökologische und sozioökonomische Belastungen sowie mögliche Qualitätsverluste durch synthetische Daten. Für nachhaltige und verantwortungsvolle KI-Anwendungen in Minderheitensprachen braucht es deshalb hochwertige, rechtssichere Sprachressourcen, solide Dokumentation und die aktive Einbindung der Sprachgemeinschaften.
KI kann aber keine „Sprachrettung“ leisten, aber sehr wohl die Sprachverwendung und das Lernen unterstützen. Voraussetzung für erfolgreiche Systeme ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Linguistik, Informatik, Recht und Communities, sowie politische Entscheidungen, die Ressourcenaufbau, Partizipation und KI-Bildung fördern.
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Die Folien geben einen Überblick über die KI-gestützten mehrsprachigen Dienste der Europäischen Kommission, die im Rahmen des Programms „Digitales Europa“ entwickelt wurden. Diese Tools richten sich an EU-Organe, öffentliche Verwaltungen, Hochschulen, NGOs, KMU und weitere berechtigte Nutzer*innen und sind kostenlos verfügbar. Zentrale Angebote sind u. a. eTranslation (neuronale maschinelle Übersetzung auf Basis von EU-Übersetzungskorpora), eBriefing (Zusammenfassungen mehrerer Dokumente), eReply (KI-gestützte Antwortentwürfe), eSummary, Multilingual Post und Speech-to-Text. Ergänzt werden sie durch NLP-Werkzeuge wie Anonymisierung, Klassifizierung, WebText-Optimierung und „Accessible Text“. Die Dienste sind datenschutzkonform konzipiert: Sie laufen hinter der Firewall der EU-Kommission, speichern Daten ausschließlich auf europäischen Servern und löschen diese nach kurzer Zeit automatisch .
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Es folgten Einblicke in Projekte innerhalb des ÖSKO-Netzwerks, darunter die Entwicklung des neuen HAK-Lehrplans – an dem Michaela Rückl maßgeblich beteiligt ist – und dessen Implikationen auf Themen wie Interkulturelles Lernen und KI. Der Lehrplan beruht auf einem vernetzten, mehrsprachigkeits- und interkulturalitätsorientierten Ansatz. Ausgangspunkt ist die europäische Sprachenpolitik, die Mehrsprachigkeit nicht als Aneinanderreihung isolierter Sprachen, sondern als dynamisches Repertoire versteht. Das neue Fach InKo (Internationale Kommunikation mit Fokussprache) basiert eine gewählte lebende Fremdsprache, bezieht aber konsequent Erst-, Zweit- und weitere Fremdsprachen sowie Familiensprachen der Lernenden ein. Ziel ist der Aufbau mehrsprachiger und mehrkultureller Kompetenz, die Förderung von Sprachlernfreude sowie die Berücksichtigung individueller Lernbiografien in einem stark heterogenen schulischen Kontext.
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